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„Ich schloss die Augen und kam mir
dumm vor, weil ich mich von einer Stimme in meinem Kopf trösten ließ. Trotzdem
wusste ich, dass sie recht hatte. Ich empfand etwas für ihn, trotz der
Tatsache, dass er ein Vampir war, trotz der Missbilligung, die ich von allen
Seiten erntete.“
(S. 308/309)
Die 18-jährige Violet Lee wird Zeuge
eines Massakers auf dem Trafalgar Square. Als sie fliehen will, wird sie von
den Tätern entführt.
Kurzerhand wird ihr offenbart, dass
diese Vampire sind und Violet nun, da sie über ihre verborgene Existenz
Bescheid weiß, entweder sterben oder eine von ihnen werden könne.
Nur könnte ihr Tod den wackeligen „Frieden“
zwischen Menschen und Vampiren gefährden, der durch wenige menschliche
Politiker arrangiert wurde. Denn Violet ist die Tochter des derzeitigen
Verteidigungsministers, einem der wenigen Menschen, die über die Vampire
Bescheid wissen.
Dann gibt es da noch die Vampire, die
eine ganz besondere Wirkung auf Violet haben, je länger sie in Gefangenschaft
ist. Der eine ist der Prinz der herrschenden Königsdynastie, Kaspar, der andere
Violets bester Freund unter den Vampiren, Fabian. Beide hegen auf ihre Art
Interesse an Violet – oder wollen sie doch alle nur ihr Blut?
Bereits im Vorfeld war ich wahnsinnig
neugierig auf „Dark Heroine“. Der Klappentext klang interessant und so stürzte
ich mich in die Seiten – beinahe direkt in den Kampf von dreißig Männern gegen
sechs „Jungs“.
Aus Violets Ich-Perspektive bekam ich
diese blutigen Szenen hautnah mit, konnte durch ihre Gedanken ihre Emotionen
und Pläne live miterleben. Doch es sollte anders kommen als die geplante Flucht
– Violet wird von einem der Jungs geschnappt und zu deren Haus außerhalb
Londons gebracht. Man eröffnet ihr, dass sie nie wieder gehen darf, um das
Geheimnis zu schützen. Die Kämpfer sind Vampire und Violet könnte freiwillig
eine von ihnen werden. Doch dazu ist sie definitiv nicht bereit. Und so wird
sie zur Gefangenen.
Mit Violet hat Abigail Gibbs eine
Protagonistin erschaffen, die es alles andere als leicht hat. Nicht nur der
psychische Druck des Massakers, dessen sie Zeuge wurde, oder die Offenbarung
der Vampire überhaupt. Sie wird teilweise auch alles andere als gut behandelt.
Insbesondere diese Szenen, seien es tätliche Übergriffe, um ihr schmerzvoll
Blut zu rauben, oder noch schlimmere Taten – die Autorin schildert es
authentisch und schonungslos. Violet ist nicht die typische Protagonistin, die
sich schnell zu dem geheimnisvollen Badboy hingezogen fühlt, was im ersten
Moment „seltsam“ ist (ja, ich habe zu viele Schema-F-Fantasy-Storys gelesen),
aber im Hinblick auf ihre Lage einfach echt wirkt, zumal sich Typ Badboy alias
Kaspar wirklich alles andere als nett verhält.
Doch hier gönnt uns die Autorin ab und
an einen Blick hinter die Kulissen, wenn Kaspar in Ich-Perspektive erzählt.
Violet bleibt dieser Einblick versperrt, sie bekommt nur die oberflächliche,
arrogante Seite von Kaspar, dem Prinzen, zu Gesicht.
Durch dieses Zusammen-/Gegenspiel
konnte ich nie sagen, was als nächstes geschehen würde, wie Violet handeln oder
reagieren würde und wurde daher sehr oft überrascht.
Das anfängliche oberflächliche Hin und
Her machte den Einstieg etwas langwierig, es dauert ein wenig, bis die
Geschichte in Fahrt kommt. Der Leser erfährt auch sehr spät überhaupt von der
im Klappentext erwähnten Prophezeiung, kann diese jedoch erst noch sehr viel
später überhaupt einordnen.
Der Schreibstil der Autorin ist klar
und schlicht, sie stellt unverblümt und beinahe kühl Ereignisse, gleich welcher
Art, dar. Highlight waren die (Gedanken-)Dialoge, die vor Sarkasmus und
trockenem Humor strotzen.
Zum Spannungsaufbau zwischen all den
politischen Überlegungen zwischen Regierung der Menschen und der vampirischen
Königsfamilie baute die Autorin Handlungsfäden ein, die auf einen Verräter oder
Täter hindeuten, dessen Identität aber lange Zeit unbekannt bleibt. Gemischt
mit der sich stets verändernden Beziehung zwischen Violet und den Vampiren
hielt die Autorin so lange Zeit ein konstantes, mittleres Spannungsniveau.
Entfernt erinnert diese Beziehung,
insbesondere die zu Prinz Kaspar, der klassischen Romeo&Julia-Variante, ist
jedoch weit politikgeprägter und natürlich mystischer/fantasy-lastiger. Die
Autorin gibt erst nach und nach kleine Hinweise darauf, was es mit dem Titel
auf sich hat und auch auf andere Dinge bezogen machte sie nur selten schnell
reinen Tisch.
Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl,
dass ich – trotz zwei Ich-Perspektiven – außen vor blieb. Mir wurde so vieles verheimlicht,
nur angedeutet, und wenn ich dachte, ich hätte etwas herausgefunden, stellte
sich kurz darauf wieder Verwirrung ein.
Seien es Details über die Prophezeiung
oder die Einstellung der Charaktere – alles blieb sehr lange im Nebel
verborgen, was das Gefühl vermittelte, dass kaum etwas geschah. Obwohl dies
durchaus der Fall ist. Auch wenn der Plot insgesamt nicht von großen
Überraschungen geprägt ist, das große Ganze doch recht vorhersehbar war, verlor
ich zu keiner Zeit das Interesse an „Dark Heroine“. Der Leser spürt die
Veränderung, vielleicht zeitverzögert, aber sie ist da – auch wenn diese bei
mir das ein oder andere Mal auf Unverständnis traf.
Mit dem Einflechten von weiteren
Fantasy-Wesen, auch wenn diese größtenteils nur kurz Erwähnung finden, spinnt
die Autorin einen parallelen Handlungsfaden, der sicherlich in den Folgebänden
dominanter werden wird und der ihre komplexe Idee und den fantastischen
Weltentwurf durchschimmern lässt, der mich absolut begeistert hat.
Im letzten Drittel zog die Autorin
dann das Tempo an, knüpfte die bisher erwähnten Tatsachen, Thesen und Legenden aneinander
und ich raste unaufhörlich dem Ende entgegen, das ohne Cliffhanger aufwartet
und mich zufrieden zurücklässt. Dennoch freue ich mich schon auf die
Fortsetzung(en) und ich hoffe, mehr über die „anderen“ und ihre „Lebensumstände“
zu erfahren. Sobald ihr das Buch gelesen habt, versteht ihr meine Andeutungen.
„Dark Heroine – Dinner mit einem
Vampir“ ist nichts für Action-Fans oder Leser der klassischen Vampirromanzen.
Für ein Jugendbuch erschreckend schonungslos und detailliert (daher die
Altersempfehlung ab 16) bringt die Autorin ihre frische Idee an den Leser, der
durchaus das ein oder andere Mal verwirrt sein könnte. Große Überraschungen
bleiben aus, aber dem Interesse an der Beziehung der Protagonisten tat dies
keinerlei Abbruch. 4 Bücher für die „Dunkle Heldin“.
Eine Empfehlung für Fans ruhigerer und „real wirkender“ Fantasy, die schockierender Brutalität ebenso begegnen können wie einer großen Portion Sarkasmus der Protagonisten.
1. Dark Heroine – Dinner mit einem
Vampir
2. Originaltitel: Autumn Rose
3. ?
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Guten Morgen,
AntwortenLöschenich habe DH ja verschlungen und fand die Story echt mal erfrischend. Dachte ja am Anfang noch och nee, aber dann wurde es so gut. :D
Lg
Micha
Nur leider hat es bis dahin zu lange gedauert, um volle Punktzahl zu vergeben. Aber ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung <3
LöschenLiebe Grüße
Steffi
Für mich ging es noch. Irgendwie wars ja witzig ^^ Vorhersehbar....
LöschenJa, das bin ich auch. ♥ Und mich würde echt interessieren wie viele Teile das werden. Ich denke, da könnte man viel draus machen. :D
Theoretisch jede Heldin, oder??? Band 2 ist ja Autumn Summer, also Dimension 1... 2 haben wir schon, dann mal sehen, ob die anderen auch so weiterlaufen.
LöschenJap, das wär cool :D Hoffentlich gehts so gut weiter. :)
LöschenIch hatte ja am Anfang schon ein kleines Bisschen Interesse an dem Buch, aber ich glaube ich lasse die Finger davon. So wie du Kasper beschreibst ... - also ne, den hasse ich ja jetzt schon! :D
AntwortenLöschenMensch, Jan, Kaspar ist dein absoluter Traum-Charakter... Dazu mit Biss ;-)
Löschen*lach* Jan
AntwortenLöschenHmm, so ganz überzeugt bin ich ja auch nicht, und da ich es ja nur haben wollte, wenn ich das zu 100 % bin, wird es erst mal nicht auf meiner WuLi landen.
Deine Rezension ist aber wie immer großartig Süße <3<3
Viele Küsse, Ally
Ich erwarte hier eine Reihe, die mit jedem Band besser wird, jetzt, wo ich "das Geheimnis" kenne... Potential für die Fortsetzungen ist enooooorm vorhanden :-)
LöschenViele Küsse zurück!
Steffi