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„Ich bin sicher, dir ist zumindest
kurz durch den Kopf gegangen, dass die Mühe, die es erfordert, einen Brief zu
schreiben und ihn auf den Weg zu schicken, auf einen bedeutenswerteren Anlass
hinweist als lediglich auf den Versuch, mir in einer schlaflosen Nacht die Zeit
zu vertreiben, auf einen dringlicheren Inhalt als den Wunsch, dir mit einem
Beweis dafür zu schmeicheln, dass ich gerade an dich gedacht habe.“
(S. 14)
„Wenn du ein Leben ausgelöscht hast,
zerbrichst du entweder an dem Schmerz, sobald dir die Schwere deiner Tat
bewusst wird, oder du schlägst eine neue Seite auf und machst einfach weiter.
Doch niemals wirst du der neuen Gewissheit entfliehen, dass weder Gott noch die
allzu leicht veränderlichen Gesetze der Menschen ein Leben beschützen können;
unser Dasein, so fragil, wird durch nichts geschützt als durch unser Vertrauen
in das Gute – eine Lage so dünn wie Zellstoff. Der Tod lauert in jedem von uns.“
(S. 223)
Ein Brief seiner Freundin Tomomi
Ishikawa, genannt Butterfly, erreicht Ben Constable. Darin steht, dass Tomomi
zu dem Zeitpunkt, in dem Ben diesen Brief liest, bereits tot sein wird.
In Butterflys Wohnung findet Ben eine
weitere Nachricht. Er soll sich aus dem Kühlschrank bedienen und ihren Laptop
mitnehmen.
Beim Durchsuchen ebenjenem findet Ben allerhand auf den ersten Blick „unnütze“ Dateien, tausende Fotos und Recherchen über Plätze in Paris, sowie einen Ordner mit dem Titel „Meine Toten“, in dem es neben einigen anderen auch ein Unterverzeichnis „Ben Constable“ gibt.
Erst Tomomis E-Mail-Account bringt
etwas mehr Klarheit. Sie hat ihm auf diese Weise Häppchen zugeworfen, durch die
er sie besser kennenlernen wird. Ein Rätsel, ein Abenteuer und zugleich eine
Beichte.
Ein Buch, bei dem Protagonist und
Autor denselben Namen tragen? Klingt sehr interessant.
Hin- und hergerissen, ob dieses Buch
etwas für mich sein könnte, wartete ich gespannt auf die ersten Rezensionen,
die durchweg begeistert waren. So konnte ich natürlich nicht lange warten und
musste mich ebenfalls in „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ stürzen.
Der Einstieg war für mich etwas
holprig und überraschend. Denn die Sprache hat mich ziemlich irritiert. Die
kurze „Einführung in alles“ ließ mich bereits die Augenbrauen anheben, bei DEM
Brief fühlte ich mich anstelle des angegebenen Jahres 2007 eher in der feinen
englischen Gesellschaft längst vergangener Jahrhunderte wieder, so „geschwollen“
war die Ausdrucksweise. Schier endlose Sätze und Abschweifungen, nicht gerade
alltagsgebräuchliche Wörter und Beschreibungen (s. Zitate) haben mich fürs
erste schockiert zurückgelassen und ich hoffte inständig, dass sich diese
„besondere“ Art nicht durch das ganze Buch zieht. Es hat mich so eiskalt
erwischt, dass ich sogar kurzfristig an eine Unterbrechung dachte…
Wie bereits erwähnt beginnt alles mit dem Brief von „Butterfly“ Tomomi Ishikawa an Ben Constable, in dem sie ihm mitteilt, dass sie sich das Leben nehmen wird, dass sie für ihn aber eine Überraschung vorbereitet hat, an der sie schon seit ihrer Kindheit arbeitet.
Aber wo genau diese Überraschung
steckt, verrät sie nicht. Stattdessen erinnert sie noch einmal an die schönsten
gemeinsamen Erlebnisse und Träume.
Im Anschluss schwenken wir zu Bens Sicht,
lernen den 38-jährigen ein wenig besser kennen, was bei mir auch kurzfristig
für Verwirrung über die Zeitform sorgte. Er erzählt die gesamte Geschichte in
Ich-Perspektive. Allgemeine Dinge, Regeln und Verhaltensweisen, die immer
Gültigkeit haben, beschreibt er im Präsens, den Rest, die „eigentliche“
Geschichte ist in Vergangenheit verfasst. Diese Mischung schuf eine direkte
Verbindung zu Ben, als würde er mir seine Geschichte persönlich erzählen.
Nachdem die Einstiegsprobleme
beseitigt waren, erlebte ich, was Ben beim Lesen des Briefes und direkt im
Anschluss fühlt und wie er reagiert. Ich wurde direkt in sein Leben gezogen und
machte mich gemeinsam mit seiner imaginären Katze Cat (ja, richtig gelesen) auf
die Jagd nach Hinweisen, ergründete die Vergangenheit von Tomomi Ishikawa und
brachte schockierende Details zutage.
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“
ist kein Buch für nebenbei. Abgesehen von der Sprache (an die ich mich dann
aber erstaunlich schnell gewöhnte) in Butterflys stets kursiv gedruckten Nachrichten,
wimmelt es in der Geschichte von kleinen Details, die in Nebensätzen erwähnt,
kaum Beachtung erfordern, im Nachhinein aber das Gesamtbild ergänzen. Sei es
die imaginäre Katze, Briefe aus Tomomis Ich-Perspektive, die dann aber gleichzeitig
in die Gedankenwelt anderer eintauchen, als könne Tomomi Gedankenlesen, oder
die vielen stehengebliebenen Uhren, die zu zahlreichen Interpretationen führen
können.
Ich sage bewusst Interpretationen,
weil ich selbst nur über alles mutmaßen kann. Denn bis kurz vor den letzten
Seiten dachte ich noch, ich hätte alles durchschaut, was der Autor mit dem
gewählten Ende aber zunichtemachte. So stieß ich oft auf Ungereimtheiten, von
denen manche im weiteren Verlauf doch noch Sinn machten, Dinge, die sich erst rückblickend
ins rechte Licht rückten.
Auch die Charaktere in „Die drei Leben
der Tomomi Ishikawa“ sind alles andere als normal und haben alle ganz besondere
Eigenschaften. Beispielsweise kann sich Ben Constable keine Gesichter merken,
er leidet an Prosopagnosie. Tomomi hingegen hat eine ganz spezielle
Vergangenheit, die ich SO noch nie irgendwo gelesen habe. Und trotz dem Ernst
der Lage gibt es durchaus Passagen zum Schmunzeln. Seien es
Verständigungsprobleme (Fisch!), die später wieder aufgegriffen und in den
„Alltagsgebrauch“ einflossen, oder nüchtern betrachtet „sinnlose“ Gespräche,
die vor trockenem Humor nur so strotzen.
Alles in Allem übt dieses Buch eine
wahnsinnige Faszination auf einen aus. Ich konnte nicht mit dem Lesen aufhören,
wollte mich weiter auf die Jagd nach dem nächsten Hinweis machen, in die
Untiefen von Tomomi Ishikawas Vergangenheit abtauchen, erfahren, wie der Autor
sich immer weiter verstrickt, mich selbst an anfänglichen „Tatsachen“ zweifeln
ließ. Auf diese Weise übte er einen unheimlichen Lesezwang auf mich aus, ehe
ich das Buch nicht weniger verwirrt als zwischendurch zuklappte…
Und im Nachhinein macht auch der Titel
durchaus Sinn…
Nach den ersten Seiten war ich kurz
davor, „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ auf „später“ zu verschieben. Zum
Glück hab ich es nicht getan. Denn ich hätte ein ganz besonderes Buch verpasst,
das einen Grübeln und Mitfiebern lässt, für den ein oder anderen Lacher sorgt
und Spekulationen über Wahrheit und Fiktion nahezu herausfordert. 4 Bücher für
Ben Constable auf der Jagd nach „Butterfly“ Tomomi Ishikawas Vergangenheit.
Wer nach einer etwas „anderen“ und
„besonderen“ Geschichte sucht, ist hier an der richtigen Stelle. Euch muss
jedoch klar sein, dass ihr vielleicht ebenso ratlos sein könntet wie auch ich, und noch längere Zeit das Bedürfnis habt, über dieses Buch zu sprechen.
Hier erfahrt ihr mehr über unser Bewertungssystem.
Halli hallo
AntwortenLöschenIch verfolge gespannt die Rezis zu diesen Buch, seit die liebe "PiaSeitenBlicke"
bei einem persönlichen Lesemarathon davon geschwärmt hatte, aber noch nicht mehr verraten durfte.
Ich jedenfalls werde das Buch im Auge behalten, denn irgendwie hört es sich doch interessant an wenn auch recht skurril!
Liebe Grüsse
Bea
Pia ist auch "schuld" daran, dass ich es lesen wollte :-)
LöschenEs ist mal etwas SO anderes, das hat mich absolut fasziniert. Es ist schwer, hier für jemanden eine Empfehlung für jemanden auszusprechen, eben weil es so besonders ist. :-(
Man kann es einfach nicht vergleichen. :-(
Vielleicht schnupperst du mal in die Leseprobe? Wenn dich der Brief am Anfang nicht schockt und du gegenüber außergewöhnlichen Ideen offen bist, dann ist es sicher etwas für dich :-)
glg
Steffi
Ich bin so froh, dass es dir doch gefallen hat! Ich habe ein paar Updates von Twitter gelesen, bei denen du nicht sehr euphorisch geklungen hast und hatte schon Sorge, dass es dir überhaupt nicht gefällt. ;)
AntwortenLöschenUnd Bedürfnis über dieses Buch zu sprechen hatte ich wirklich! Die komplette Geschichte und dann das Ende sind mir nicht aus dem Kopf gegangen. Ich werde das Buch wohl bald noch ein zweites Mal lesen müssen. :)
Der Anfang hat mich völlig aus dem Konzept gebracht :-)
LöschenNormalerweise gebe ich ja kaum "Zwischeninfos", weil sich die Meinung ja noch ändern kann, aber im Rahmen der Lesenacht (und nach DIESEM ENDE) konnte ich nicht anders, als meine Meinung kurz loszuwerden :-)
Ich habe Kay auch haarklein alles berichtet und in ohne Ende zugetextet, was ich jetzt vermute und wieso :-)
glg
Steffi
wow, das klingt aber gar nicht mal so schlecht, wie ich erst dachte. dass das buch recht schwierig sein soll, hatte ich ja bereits auch gehört. aber davon werd ich mich nicht abschrecken lassen. vielleicht ist es ja auch etwas besonderes :-) ich denke es wird dann mein nächstes sein...
AntwortenLöschenDie Twitter-Meldungen waren wirklich bezüglich dieser Sprache (lies das Zitat laut, am besten jeden Satz ohne Luft zu holen :-P) und dann diesem Ende, dass einen nur "Häh?!?" rufen lässt. Aber das ist ja nicht negativ gemeint :-)
LöschenWünsch dir schonmal viel Spaß damit!
lg
Steffi
Ich fand das Buch fantastisch, war von dem Ende aber etwas enttäuscht, weil es eigentlich so eindeutig war (wird ja am Anfang eigentlich alles bereits geklärt).
AntwortenLöschenIch habe mir aber während des Lesens so viele Ideen zusammengesponnen, dass es mir riesigen Spaß gemacht hat gemeinsam mit Ben durch Tomomis "Leben" zu reisen :D
Mich hat das Ende dann doch überrascht, weil ich dann nicht mehr damit gerechnet hatte :-)
AntwortenLöschenAber das Rätselraten hat richtig Spaß gemacht :-)
Endlich gibt es auch eine Rezension zu dem Buch! Ist bisher die erste, die ich gelesen habe :D Der Inhalt klingt richtig gut und spannend. Naja, mit 'geschwollener' Sprache kann ich eigentlich nicht allzu viel anfangen aber ich werde es wohl trotzdem lesen, einfach weil es so unheimlich gut klingt :D Danke für die Rezi!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Ebru
Wenn du vorgewarnt bist, ist es vielleicht gar nicht so schlimm :-)
LöschenGanz viel Spaß mit Ben und Butterfly :-)
Nach einigen Startschwierigkeiten war ich auch total begeistert davon :)
AntwortenLöschenLG, Sandrina
Dann ging es dir ja wie mir <3
AntwortenLöschenDer Einstieg war echt nicht so meins :-(
Oh gut, jetzt bin ich ganz beruhigt :) Du hast zwar schon gesagt, dass es dir nach den anfänglichen "Schwierigkeiten" gefallen hat, deine Rezi lässt nun auch noch die letzten Zweifel verschwinden. Ich mag ja andere, besondere Geschichten sehr gerne und freu mich jetzt echt das Buch zu lesen. Ich hoffe ich komme mit dem Einstieg einigermaßen klar.
AntwortenLöschenganz viel Küsschen, Ally
Du bist vorgewarnt - mich hat die Sprache eiskalt erwischt. Ich habe später noch einmal bewusst die Nachrichten gelesen... Später waren sie eigentlich genauso 'schlimm', was mir aber absolut nicht mehr aufgefallen ist...
LöschenAlso zur Not: Augen zu und durch >.<
Danach gefällt es dir sicher <3
Viele Küsse zurück!!!!
Also erst einmal muss ich sagen, das ich den Titel des Buches weder laut noch in Gedanken richtig ausgesprochen bekommen. Das ist ein Zungenverknoter!!!
AntwortenLöschenUnd zweitens muss ich zugeben, dass mich das Buch bis zu dieser Rezi null, aber sowas von null angesprochen hat. Jetzt würde ich es am Liebsten direkt lesen - aber dafür müsste ich es erst mal haben ;)
Also werde ich mich demnächst mal auf die Suche begeben und lese solange "Flammen über Arcadion" - denn ja, ihr habt mich jetzt angefixt und ich muss die Trilogie jetzt verschlingen.
Liebe Grüße
Jessi
Der Titel war mit ein Grund, dass ich es 'nur' auf der Beobachtungsliste hatte... Hab es ewig nur 'die drei Leben' genannt :-D
LöschenAls ich dann in einer Rezi gelesen habe, dass das Mädel 'Butterfly' genannt wird, war ich diesbezüglich schon beruhigter - der Inhalt klang ja sowieso überzeugend.
Mittlerweile kann ich den Namen sogar auswendig schreiben ;-) und von der Story selbst bin ich begeistert :-)
Viel Spaß noch mit Jonan und Carya <3
Steht nun ganz oben auf meiner Wunschliste !
AntwortenLöschenDanke ;) Eine sehr ausführliche Rezi, die zum kaufen anregt ♥
Das freut mich! Ich hoffe, dir gefällt es genauso <3
Löschenlg
Steffi